Finden und Beginn der Doktorarbeit
Ablauf einer Promotion
Um zu promovieren, bewirbst du dich bei einer Arbeitsgruppe, deren Forschungsfeld dich interessiert. Wirst du angenommen, liest du dich in das Thema ein, um das Forschungsfeld überblicken zu können, offene Fragen zu identifizieren und eine eigene Fragestellung für eine wissenschaftliche Arbeit zu etablieren. Dann schreibst du ein Exposé, in dem du das Forschungsfeld mit den Ergebnissen deiner Literaturrecherche darstellst, deine Fragestellung formulierst und den geplanten Studienablauf mit geeigneten Untersuchungsmethoden skizzierst.
Damit die Studie beginnen kann, braucht es außerdem einen genehmigten Ethikantrag durch die Ethikkommission der Universität, sowie eine Doktorandenvereinbarung mit deiner Doktormutter. Ein Drittmittelantrag kann etwaig benötigte Gelder für Laborkosten o.ä. beantragen. Mit dem Exposé, dem Ethikvotum und der Doktorandenvereinbarung meldest du dein Promotionsvorhaben an und deine Studie kann starten.
Hat das Promotionsbüro dein Vorhaben bewilligt, beginnst du mit der Datenerhebung. Wenn alle Daten vorliegen, kommt es zur Datenauswertung und statistischen Darstellung der Ergebnisse. In der Dissertation schreibst du all dies auf, interpretierst die Ergebnisse und ordnest sie in die bestehende wissenschaftliche Literatur ein.
Du reichst die Dissertation beim Promotionsbüro ein und deine Doktormutter und weitere Gutachter bewerten die Arbeit. Schließlich kommt es zu einer mündlichen Prüfung, auch bekannt als Verteidigung. Dann erhältst du die Doktorwürde.
Ablauf einer wissenschaftlichen Arbeit
Der Ablauf einer wissenschaftlichen Arbeit ist wie das Ausprobieren einer Pasta Variation der guten alten Carbonara. Die Welt ist gespalten in der Frage, ob Sahne an die Carbonara gehört oder nicht, also ist das unsere Fragestellung. Wir lesen uns zunächst in die bestehende Literatur an Kochbüchern ein und informieren uns über die verschiedenen Vorgehensweisen, eine Carbonara zuzubereiten. Dann überlegen wir uns einen Versuchsaufbau, in dem wir zwei Carbonara Variationen kochen – einmal mit und einmal ohne Sahne. Wir schreiben ein kleines Kochbuch über die Zubereitung der beiden Variationen inkl. Bildern und Graphiken und beschreiben die verwendeten Zutaten mit Herstellerangaben ganz genau. Jetzt setzen wir das Ergebnis einer Kohorte an Testpersonen vor. Diese bewerten die beiden Variationen anhand eines etablierten kulinarischen Fragebogens und vielleicht beobachten wir sie auch noch eine Weile nach, um festzustellen, ob jemand Verdauungsprobleme bekommt. Dann werten wir die Fragebögen statistisch aus und formulieren nüchtern die Ergebnisse. Diese vergleichen wir wiederum mit den neuesten Veröffentlichungen von Sternerestaurants und Food-Influencern und ordnen unser Ergebnis in die neueste kulinarische Literatur ein. Schließlich formulieren wir ein Fazit – z.B. dass eine Carbonara wie bei den Italienern ohne Sahne gekocht werden sollte – und geben einen Ausblick, wie sich das Forschungsfeld der Carbonara Zubereitung im Speziellen und der Pasta Küche im Allgemeinen zukünftig entwickeln wird. Vielleicht werden bald auch Ei und Speck durch vegane Alternativen flächendeckend ersetzt sein?
Beginn der Suche
Je früher und entspannter man sich an das Thema Doktorarbeit herantastet, desto besser. Ähnlich wie bei der Suche nach einer Wohnung sollte man verschiedene Kanäle nutzen, um die Wahrscheinlichkeit für ein passendes Angebot zu erhöhen und sich vor allem im Bekanntenkreis umhören. Suche nach einer Doktorbeit, auch wenn du vielleicht noch nicht so weit bist. Eine lange Reise bucht man ja auch nicht am ersten Urlaubstag. Der wirkliche Beginn einer Doktorarbeit ist oft mindestens ein halbes Jahr später als eigentlich vorgesehen, weil alles seine Zeit braucht.
- Zeitpunkt: sofort nach dem Physikum
- Anlaufstellen für eine Doktorarbeit
- Freundinnen und gute Dozentinnen fragen
- Wer kennt wen?Hat die Dozentin der Vorlesung, die mich interessiert, etwas zu vergeben?
- Ausschreibungen, Doktorandenbörsen, Fachschaft
- Initiativbewerbungen bei Arbeitsgruppen, Professorinnen und Dozentinnen
- Freundinnen und gute Dozentinnen fragen
Merke: Man muss nicht an der Uni promovieren, an der man studiert, sondern kann auch außerhalb der eigenen Uni suchen, zB. in der Heimatstadt. Für die Doktorandin zählt die Promotionsordnung der Universität, an der sie promoviert, nicht an der sie studiert. |
Erste Entscheidungen
Auch wenn man zu Beginn noch keine Ahnung von der Wissenschaft hat, muss man ein paar Entscheidungen treffen, wohin die Reise gehen soll. Es ist sinnvoll, eine Fachrichtung oder einen Forschungsbereich zu wählen, die dich interessieren, denn meist bist du über ein paar Jahre mit dem Thema beschäftigt.
Bei der Art der Datenerhebung gibt es drei Arten der Doktorarbeit. Bei einer statistischen bzw. retrospektiven Studie wertet man bereits vorliegende Daten aus und interpretiert sie mit einer bestimmten Fragestellung. Bei einer klinischen Arbeit ist man im Krankenhausalltag eingebunden und erhebt die Daten an den Patientinnen. Eine experimentelle Arbeit findet meist im Labor statt und bewegt sich im Bereich der Grundlagenforschung.
Deine Betreuerin hilft dir, die wichtigsten Fragen zu klären und findet mit dir eine passende Fragestellung für deine Promotion. Um die richtige Studie für sich wählen zu können, braucht es auch eine vernünftige Selbsteinschätzung und ein realistisches Erwartungsmanagement.
- Art der Doktorarbeit
- Statistisch, retrospektiv
- Vorteil: Unabhängigkeit bei der Datenerhebung und kalkulierbarer Zeithorizont, weil die Daten bereits vorliegen
- Vorteil: Patientinnenkontakt und Eingliederung in den klinischen Alltag, Vorbereitung auf die ärztliche Tätigkeit
- Experimentell
- Vorteil: Wissenschaftliches Renommee, Erlernen von Labormethoden, Vorbereitung auf eine wissenschaftliche Karriere
- Statistisch, retrospektiv
- Wahl der Fachrichtung
- Wichtige Fragen
- Späterer Berufswunsch?
- Interesse?
- Gute Erfahrungen von anderen in der Abteilung?
- Wichtige Fragen
- Wahl des Themas
- I.d.R. durch die Betreuerin/Doktormutter vorgegeben
Merke: Die heutige Forschung ist so komplex, dass meist mehrere Doktorandinnen zu ähnlichen Fragestellungen zusammenarbeiten, um Geld und Mühen zu sparen und das Forschungsfeld einer Arbeitsgruppe voranzutreiben. |
- Erwartungsmanagement
- Frage dich selbst, welche Voraussetzungen du für die Studie mitbringst und was dir wichtig ist, um dich nicht zu übernehmen
- Wie intelligent bin ich?
- Verstehe ich neue Themen schnell und es macht mir Spaß, mich in komplexe Sachverhalte einzudenken?
- Wie interessiert bin ich?
- Wie sehr will ich mich in die Thematik einarbeiten?
- Was sind meine langfristigen Ziele?
- Eine aufwändigere Studie kann den Weg zum Fachbereich ebnen
- Was sind meine sonstigen Aufgaben?
- Wie viel Zeit und Energie kann ich wann in die Studie stecken?
- Welcher Arbeits-/Emotionstyp bin ich?
- Bin ich die Motivationsspritze im Team oder lieber konzentriert für mich allein?
- Wie hoch ist meine Frustrationsschwelle?
- Vertraue ich meiner Betreuerin?
- Wie intelligent bin ich?
- Besprich deine Ziele mit deiner Doktormutter und Betreuerin, sodass du ein Projekt findest, das wirklich zu dir passt.
- Frage dich selbst, welche Voraussetzungen du für die Studie mitbringst und was dir wichtig ist, um dich nicht zu übernehmen
Bewerbung und Betreuung
Üblicherweise bewirbst du dich bei einer Professorin oder Arbeitsgruppe, deren Forschungsschwerpunkt dich interessiert. Du solltest zeigen, dass du motiviert, zuverlässig und organisiert bist. Vorkenntnisse im Forschungsfeld sind meist nicht notwendig. Du bekommst dann eine Fragestellung zugeteilt, die zu der Arbeitsgruppe passt bzw. entwickelst diese mit deiner Doktormutter gemeinsam.
Nicht nur du musst zu der Arbeitsgruppe und deiner Betreuerin passen, sondern diese auch zu dir, denn ohne eine gute Betreuung ist wissenschaftliches Arbeiten sehr mühsam. Wenn deine Betreuerin schon bei der Studienplanung unorganisiert ist, regelmäßig zu spät zu Terminen kommt und über anderes Personal schimpft, wird sich das im Betreuungsverhältnis zu dir wahrscheinlich nicht ändern. Treibende Kraft deiner Doktorarbeit bist aber du selbst und kannst dich nicht einfach auf deine Betreuerin verlassen.
Eine Bezahlung ist bei den meisten Doktorarbeiten nicht vorgesehen, für aufwändigere Studien kann eine Förderung aber sinnvoll sein und viele Universitäten haben diverse Förderprogramme, für die du dich bewerben kannst.
- Das Anschreiben (Musteranschreiben downloaden)
- Kurz und höflich
- Warum die Fachrichtung?Warum der Forschungsschwerpunkt?Warum ich?
- Eigene Fähigkeiten und ErfahrungenVerfügbarkeiten und Wünsche
- Warum die Fachrichtung?Warum der Forschungsschwerpunkt?Warum ich?
- Lebenslauf in den Anhang
- Kurz und höflich
Merke: Das wissenschaftliche Personal bekommt sehr viele Emails am Tag und muss sehr viel arbeiten. Je kürzer und prägnanter dein Anliegen, desto besser. Wenn eine Antwort ausbleibt, frage ruhig nach einer Woche noch einmal höflich nach. |
- 7 Fragen an die Betreuerin/Doktormutter
- Gibt es eine Fragestellung?
- Gibt es passende etablierte Untersuchungsmethoden?
- Gibt es ein Studienprotokoll und zeitliches Konzept?
- Gibt es einen genehmigten Ethikantrag?
- Gibt es ein Finanzierungskonzept?
- Was ist meine Aufgabe in der Studie?
- Schreibe ich ein Paper oder eine Monographie?
Merke: Du solltest deiner Betreuerin diese 7 Fragen stellen, um herauszufinden, ob die Studie wirklich bald beginnen kann. Wenn sie alle beantworten kann, ist es sehr wahrscheinlich, dass die Studie gut geplant ist und ein Erfolg wird. |
- Finanzielle Förderungsmöglichkeiten
- Stipendien
- Universitäre Förderungsprogramme
- Förderprogramme von Fachgesellschaften oder Stiftungen
- Anstellung als studentische Hilfskraft
Merke: Das Promotionsbüro deiner Universität kann dir sicher mehr zum Thema Förderung verraten. |